Aktuelles
Erstes Internationales Symposium über den Montanismus
an der Universität zu Köln
Prof. Dr. Heidrun Mader, Philosophische Fakultät, richtete vom 16.–18. März einen internationalen Kongress zum antiken Montanismus aus, an dem Forschende aus neun Ländern von Australien über Osteuropa bis Nordamerika teilnahmen.
Der Montanismus war eine charismatisch-frühchristliche Bewegung, die sich vom 2. bis 6. Jahrhundert über das gesamte römische Reich verbreitete. Sie versah Frauen mit gleichen Rechten und öffnete ihnen das Priester- und Bischofsamt. Im Zentrum der kirchlichen Bewegung standen Prophetinnen und Propheten, die mit ihren in Ekstase vorgebrachten Orakeln und Weissagungen auf die Nöte der Zeit reagierten, z.B. auf die Pandemie unter Kaiser Marc Aurel, die seit 165 n.Chr. reichsweit wütete, oder auf ökonomische Bedrückungen. Die Bewegung fand so viel Zuspruch, dass sie fast zur dominanten Form des Christentums avancierte. Erst in der Mitte des 6. Jahrhunderts gelang es der ihren kirchlichen Gegnern, die Bewegung auszulöschen.
Heidrun Mader hat die Professur für Biblische Literatur und ihre Rezeption am Ev. Theol. Institut inne. Sie leitete den online ausgerichteten Kongress in Kooperation mit der Universität Heidelberg (Prof. Peter Lampe). Jüngst wurde sie mit dem Hermann-Sasse-Preis ausgezeichnet (Kölner Unimagazin Dez. 22, S.59 und März 23, S.50).
Neuberufung von Prof. Heidrun Mader,
Philosophische Fakultät der Universität zu Köln
Dr. Heidrun E. Mader wurde zur W3-Professorin für Biblische Literatur und ihre Rezeption ernannt. Mader forscht zu den ältesten christlichen literarischen Dokumenten: den Briefen des Paulus von Tarsus und dem Markusevangelium. Sie beschäftigt sich mit frühchristlichen Theologinnen und Amtsträgerinnen, mit antiker Frauenbeschneidung und deren Nachhall in frühjüdischen und frühchristlichen Texten, mit frühchristlichen Orakeln und Prophet*innensprüchen sowie dem Dualismus des Johannesevangeliums. Darüber hinaus untersucht sie, wie Emotionen in biblischen Narrativen zum Ausdruck gebracht wurden und wie diese die Emotionen heutiger Leserschaft steuern (mit empirischen Erhebungen). Aufgewachsen in Südafrika, der Türkei, den Niederlanden und Deutschland, studierte sie in Oberursel, Cambridge und Heidelberg mit Studienstiftungs-Stipendien Theologie. Nach wissenschaftlicher Assistenz, Promotion und Habilitation an der Universität Heidelberg war sie Vorstandsmitglied und Mitarbeiterin des hessischen LOEWE-Exzellenzprojekts »Religiöse Positionierung: Modalitäten und Konstellationen in jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten« an den Universitäten Gießen und Frankfurt. Es folgten vier Semester als Vertretungsprofessorin an der Universität Hamburg, bis der Ruf nach Köln erging. Seit 2020 ist sie Research Fellow der Universität Stellenbosch in Südafrika. Professorin Mader wurde mit Preisen der Universität Cambridge und der Jubiläumsstiftung der Universität Heidelberg ausgezeichnet. (Unimagazin März 2023, S.50)
Hermann-Sasse-Preis für Prof. Heidrun Mader,
Philosophische Fakultät der Universität zu Köln
Mit dem Hermann-Sasse-Preis zeichnete im November eine siebenköpfige Jury aus Mitgliedern verschiedener Hochschulen Prof. Dr. Heidrun Mader aus. Der Preis wird im Sommersemester 2023 an der Universität Köln feierlich verliehen werden. Geehrt wird Heidrun Maders Buch Markus und Paulus: Die beiden ältesten erhaltenen literarischen Werke und theologischen Entwürfe des Urchristentums im Vergleich (2020), das der Brill-Verlag gegenwärtig auch ins Englische übersetzt. Heidrun Mader hat die Professur für Biblische Literatur und ihre Rezeption am Institut für Ev. Theologie der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln inne.
Der seit 1996 im Zweijahresrhythmus verliehene Preis ist nach dem international wirkungsstarken lutherischen Theologen Hermann Sasse (1895-1976) benannt und ehrt herausragende Bücher, die Themen aufgreifen und weiterführen, die auch die Reformatoren um Martin Luther und nachfolgende lutherische Theologie umtrieben. Frühere PreisträgerInnen sind u.a. Prof. Irene Dingel (Universität und Akademie der Wissenschaften in Mainz) und Prof. Udo Schnelle (Universität Halle-Wittenberg). Mader untersucht in ihrem Buch die Intertextualität zwischen den Briefen des Paulus von Tarsus und den Narrativen des Markusevangeliums und schließt mit ihrer umfassenden Analyse eine Lücke in der internationalen Forschung. Nach einer innovativen Methodendiskussion und einer kritischen Forschungsgeschichte spannt Heidrun Mader einen weiten Bogen von theologischen Themen auf, die sowohl Paulus als auch Markus behandelten. Exklusive Gemeinsamkeiten zwischen beiden antiken Autoren treten zutage. Es ergibt sich das Bild eines kohärenten Themenkomplexes, den Paulus argumentativ vorstellte und Markus in Erzählungen umsetzte: Markus griff zentrale Ideen der Paulusbriefe auf und gestaltete diese narrativ aus. (Unimagazin Dez. 2022, S.59)